Dieses Projekt hat mich mehrere Wochen lang in seinen Bann gezogen. Rehe sind von Natur aus scheue Geschöpfe, und ihnen für beeindruckende Nahaufnahmen so nah zu kommen, dass man ihre feinsten Bewegungen und Blicke einfangen kann, ist alles andere als ein Spaziergang. Es erforderte Zeit, Hingabe und vor allem viel Geduld.
Mehr als nur ein Spaziergang im Wald
Um meinem Ziel näher zu kommen, verbrachte ich unzählige Stunden in der Natur, sowohl in den frühen Morgenstunden als auch in der Dämmerung. Ich erkundete ihre Lebensräume, folgte ihren Wildpfaden und versuchte, ein Gefühl dafür zu bekommen, wo und wann die meisten Bewegungen stattfanden. Mir wurde schnell klar, dass meine normale Ausrüstung nicht ausreichte. „Pirschen“ – das langsame, vorsichtige Annähern – funktionierte bei diesen aufmerksamen Tieren kaum. Sie entdeckten mich, bevor ich überhaupt in die Nähe kam.
Also musste ich aufrüsten und mir Tarnkleidung zulegen. Diese Investition erwies sich als entscheidend. Die Beobachtungen lehrten mich unglaublich viel über das Verhalten der Rehe und wie sie in ihren Gruppen zusammenleben. Nach etwa zwei Wochen intensiver Recherche hatte ich endlich eine Gruppe gefunden, die fast immer zur selben Zeit am selben Ort anzutreffen war und die gleichen Routen nutzte.
Nun konnte ich meine Einsätze besser planen. An einem Samstagmorgen versuchte ich mein Glück. Ich hatte die Route der Rehe gut eingeschätzt und war zuversichtlich. Doch kurz vor meinem optimalen Fotopunkt bogen die Tiere ab und nahmen einen anderen Weg. Eine weitere Woche verging mit geduldigen Beobachtungen, bis ich einen neuen Versuch startete.
Diesmal war ich schon um 5:30 Uhr unterwegs, lange bevor die Sonne aufging. Ich positionierte mich getarnt am südlichen Rand eines Feldes, hinter mir ein Waldstück, und wartete. Leider schreckte irgendetwas die Gruppe auf, und sie verschwand auf der andere Seite des Feldes hinter einer Biegung. Ich war schon fast bereit aufzugeben, als sich ein einzelnes Reh wieder zeigte. Es kam hinter einem Busch hervor, etwa 400 Meter entfernt. Der Wind wehte in meine Richtung, sodass es mich nicht wittern konnte. Langsam bewegte ich mich am Feldrand entlang in seine Richtung. Bei etwa 200 Metern musste ich meine Position beziehen, um nicht entdeckt zu werden. Das Reh schaute immer wieder aufmerksam in meine Richtung.
Ich machte es mir so bequem wie möglich, saß in meinem Tarnanzug am Feldrand neben einem Strauch und wartete – gefühlt eine Ewigkeit, tatsächlich etwa 1,5 Stunden. In dieser Zeit kehrten nach und nach immer mehr Tiere der Gruppe zurück, darunter auch der prächtige Rehbock, der anscheinend der Anführer war. Ich konnte die jungen Böcke bei ihren spielerischen Kräftemessen beobachten, während die anderen Rehe ganz entspannt grasten. Die Gruppe bewegte sich langsam, aber stetig in meine Richtung, bis sich der Rehbock in Bewegung setzte und direkt auf mich zulief. Sie überquerten das Feld von Nord nach Süd, und das in einer Entfernung von nur etwa 30 Metern!
Ein unvergessliches Erlebnis
So nah war ich diesen faszinierenden Tieren bisher noch nie gekommen! Es war ein unglaublich aufregender Moment. Ich konnte einige wirklich tolle Aufnahmen machen und sogar kurze Videos drehen. Die Details, die ich durch die Linse sah, waren atemberaubend. Die Eleganz ihrer Bewegungen, die Wachsamkeit ihrer Augen – es war einfach magisch.
Mehr als nur Fotos
Dieses Projekt hat mir nicht nur großartige Bilder beschert, sondern mich auch einiges über Tarnung gelehrt. Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, sich der Umgebung anzupassen und unauffällig zu sein. Vor allem aber habe ich noch mehr über das Verhalten von Rehen gelernt, ihre Gewohnheiten und ihre Interaktionen innerhalb der Gruppe.
Geduld zahlt sich aus
Wenn du auch planst, scheue Tiere wie Rehe zu fotografieren, kann ich dir nur raten: Hab Geduld! Und bereite dich gut vor. Die richtige Ausrüstung, insbesondere Tarnkleidung, ist essenziell. Beobachte die Tiere genau, lerne ihre Routinen kennen und respektiere ihren Lebensraum. Vermeide es unbedingt, die Tiere zu stören oder in Gefahr zu bringen.
Fazit: Ein Projekt mit Suchtpotenzial
Dieses Projekt war zwar anstrengend, aber die Mühe hat sich mehr als gelohnt. Die Nähe zu diesen wunderschönen Tieren war ein unvergessliches Erlebnis. Ich werde definitiv weitere solcher Projekte planen und durchführen und freue mich schon jetzt auf die Brunftzeit im Spätsommer, wenn man die Rehe rufen hört. Das wird sicher ein ganz besonderes Naturschauspiel!
Was war eure spannendste Begegnung mit einem Wildtier in der Natur? Teilt eure Geschichten gerne in den Kommentaren!
Meine Foto Highlights





